Latein Regeln Tipps und Tricks von Magis3x
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Die Bauweise eines Textes lässt sich mit der menschlichen Gesellschaft vergleichen. Jedes Wort ist wie eine bestimmte Person: "Name Hanna, Älteste von 3 Schwestern, Geschlecht weiblich, Alter 12, Haarfarbe brünett usw.". Auch jedes Wort hat für sich allein ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Bedeutung. Nennen wir es 'Vokabel': "asinus, 1. Fall, Einzahl, Geschlecht männlich, Bedeutung Esel". Hanna hat auch eine Familie: Mutter Johanna, Vater Josef, Schwester Anni, Schwester Nina, Esel Pepi". Das Wort hat eine Wortfamilie, Wörter also, mit denen es verwandt ist: lachen => lächelnd, Gelächter, lächerlich Trifft Hanna andere Menschen, verändert sie Umgangsformen: Auf dem Spielplatz (Griaß eich!) verhält sie sich anders als beim Arzt (Grüß Gott!), in der Kirche (Amen!) oder im Gespräch mit Freund oder Freundin (Hallo!). In ähnlicher Weise wechseln lateinische Wörter je nach Situation ihre Endungen, z. B. für die Fälle, Zahlenangaben, Geschlechter: asinus - der Esel, asini - des Esels, asina - die Eselin, asinae - der Eselin Wir Menschen halten uns gern in Gruppen auf:Schulklasse, Handballmannschaft, Busbenützer, Tanzpartner, ... Wörter bilden Satzglieder und befinden sich so in Gesellschaft. Steht Hanna auf einem hohen Turm und überschaut all die vielen Einzelmenschen, Gruppen, Gemeinden unter ihr, kann sie diese als die Bevölkerung ihres Heimatlandes bezeichnen. Unter deren Mitgliedern gibt es vielerlei Beziehungen, alle haben unterschiedliche Eigenschaften, Vorlieben, Fähigkeiten. Alle zusammen sind sie die Gesellschaft deines Heimatlandes. In der Sprache gleicht diesem größeren Ganzen ein zusammenhängender TEXT. Kein Wunder, dass man da ins Träumen kommt: Vokabel, Formen, Konstruktionen gedeih'n wie Unkraut in Latein, drum nickte ich, erschöpft vom Lernen, am letzten Mittwochabend ein. Mir träumte, dass am Rand der Wüste ein Untier fröhlich mich begrüßte, sein Namensschild war nicht zu lesen. So fragte ich: "Wer bist du, Wesen?" "Du kennst mich nicht? Das ist blamabel! Ich bin doch ein Lateinvokabel!" Drauf ich: "Du lebst? Wie kann das sein? Ihr seid doch tot hier in Latein!" "Da irrst du!", rief's, „mit euresgleichen kann ich uns Wörter gut vergleichen: Stamm und Bedeutung haben wir, Familie und Namen ihr. Ihr seid an Umgangsformen reich, bei Freunden, Eltern, Arzt nie gleich. Bei uns wird so kommuniziert, dass unsre Endung variiert. Als Satz sind wir gar sozial, verbinden uns zur Konstruktion. Erst die Gemeinschaft gibt uns Halt, Gewicht schenkt uns die Position." Der weisen Worte letzte Deutung blieb leider tief im Traum versteckt. Frech hatte eine Stubenfliege auf meiner Nase mich geweckt. Doch ich verstand: Nimm immer alles - Bedeutung, Endung, Satzbau - wichtig, denn erst mit Hilfe aller drei ist meine Übersetzung richtig! © ZW
Latein Zechmeister Walter